Lot Nr. 169


Joseph Anton Koch


(1768-1839)
Rocca di S. Stefano di Mezzo, e Canturano, um 1810, signiert J. Koch fece., Feder in Braun über Bleistift auf Papier, in der rechten oberen Ecke nummeriert"14", 15,5 x 21,5 cm, leicht gebräunt, an den Rändern etwas fleckig, Passep., gerahmt, (Sch)

Provenienz:
Privatsammlung, Österreich

Vergleiche:
Otto von Lutterotti, Joseph Anton Koch 1768-1839 - Leben und Werk. Mit einem vollständigen Werkverzeichnis, Wien 1985, Kat. Z 1057, S. 336; S. 275, Abb. 241 (Radierung).

Katalogtext von Dr. Peter Prange:

„Ich machte mit Dörr vor einigen Monaten eine kleine Fußreise in die Gebirge von Subiaco, allwo ich ein ganzes Buch voll Zeichnungen verfertigte, worunter manche sind, welche besonders, wenn ich noch ein wenig nachhelfe, wie Kompositionen aussehen, besonders, wenn ich noch etwelche Geschichten hineinmische,“ schrieb Joseph Anton Koch am 14. Januar 1806 seinem Gönner, dem Sammler und Kunstschriftsteller Karl Friedrich von Uexküll. Das im Sommer 1805 während einer gemeinsam unternommenen Wanderung mit dem aus Tübingen stammenden Maler Christoph Friedrich Dörr verfertigte „Buch voll Zeichnungen“ befindet sich heute in Einzelblätter aufgelöst im Kupferstichkabinett der Akademie in Wien. Die Bleistiftzeichnungen zeigen Landschaften aus der Umgebung von Subiaco, ein östlich von Rom in den Äquerbergen gelegenes Bergnest, von denen Koch 1810 einige als Vorlage für seine Radierfolge „Ansichten aus Rom“ verwendete. Unter diesen befindet sich als Blatt 14 auch der Blick auf das kleine, westlich von Subiaco gelegene Rocca di Mezzo, der mit unserer Zeichnung übereinstimmt.
Unser Blatt zeigt wie die Radierung eine gebirgige, zum Teil bewaldete und zum Vordergrund hin abflachende Landschaft, in der vorn rechts ein von zwei Hunden begleiteter Hirte sitzt, der seine Pfeife raucht. Links kommt einen abschüssigen Pfad eine von einer Hirtin getriebene Ziegenherde herunter, davor reitet ein Mann auf einem Maulesel, dem drei bereits in der Senke verschwindende Gestalten – eine davon eine Frau mit einem Wasserkrug auf dem Kopf – voranschreiten.

Sie fehlen genauso wie der Pfeife rauchende Hirte auf der Zeichnung in Wien (Inv. Nr. 6365), die während der Wanderung entstand. Sie sah zwar schon aus wie eine „Komposition“, doch hat Koch noch ein wenig nachgeholfen, indem er „etwelche Geschichten“ hinzufügte – die ländliche Staffage, die der Landschaft eine erzählerische Note gibt, und den dünnen, nach links abfallenden Streifen Grund im Vordergrund, auf dem der Hirte sitzt und der die Landschaft zusammen mit dem Baum rechts im Sinne einer Komposition schließt.

Auf einer skizzenhaft angelegten Federzeichnung im Landesmuseum in Hannover (Inv. Nr. LA 83) sieht man, wie Koch mittels der Staffage den vor der Natur aufgenommenen Blick in die Landschaft in eine bildhaft angelegte Komposition verwandelt. Sie ist bereits als Vorarbeit für die projektierten Ansichten aus Rom anzusehen, doch als unmittelbare Vorlage für seine Radierung diente erst unser detailliert ausgearbeitetes Blatt. Es trägt oben rechts am Rand außerhalb der gerahmten Darstellung die Nummer „14“, die bereits seine Stellung in der Abfolge der Radierungen bestimmt. Die Zeichnung legt in den Umrissen die einzelnen Landschaftsgründe und die Wolkenformationen am Himmel fest; verschieden starke Ausschraffierungen vor allem in den Bäumen, aber auch in den abfallenden Felsen signalisieren dem Stecher die Stellen, wo er tiefere Schwärzen zu verwenden hat. Es ist eine charakteristische Stichvorzeichnung, deren Motiv Koch noch einmal um 1820 in einem größeren, ebenfalls im Kupferstichkabinett der Wiener Akademie befindlichem Blatt (Inv. Nr. 6339) wiederholt hat.

Wir danken Dr. Peter Prange für die Bestätigung der Zuschreibung anhand einer hochauflösenden digitalen Fotografie und für die wissenschaftliche Unterstützung.

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
+43-1-515 60-546

astrid.schierz@dorotheum.at

28.03.2024 - 14:26

Erzielter Preis: **
EUR 5.200,-
Schätzwert:
EUR 5.000,- bis EUR 7.000,-
Startpreis:
EUR 4.000,-

Joseph Anton Koch


(1768-1839)
Rocca di S. Stefano di Mezzo, e Canturano, um 1810, signiert J. Koch fece., Feder in Braun über Bleistift auf Papier, in der rechten oberen Ecke nummeriert"14", 15,5 x 21,5 cm, leicht gebräunt, an den Rändern etwas fleckig, Passep., gerahmt, (Sch)

Provenienz:
Privatsammlung, Österreich

Vergleiche:
Otto von Lutterotti, Joseph Anton Koch 1768-1839 - Leben und Werk. Mit einem vollständigen Werkverzeichnis, Wien 1985, Kat. Z 1057, S. 336; S. 275, Abb. 241 (Radierung).

Katalogtext von Dr. Peter Prange:

„Ich machte mit Dörr vor einigen Monaten eine kleine Fußreise in die Gebirge von Subiaco, allwo ich ein ganzes Buch voll Zeichnungen verfertigte, worunter manche sind, welche besonders, wenn ich noch ein wenig nachhelfe, wie Kompositionen aussehen, besonders, wenn ich noch etwelche Geschichten hineinmische,“ schrieb Joseph Anton Koch am 14. Januar 1806 seinem Gönner, dem Sammler und Kunstschriftsteller Karl Friedrich von Uexküll. Das im Sommer 1805 während einer gemeinsam unternommenen Wanderung mit dem aus Tübingen stammenden Maler Christoph Friedrich Dörr verfertigte „Buch voll Zeichnungen“ befindet sich heute in Einzelblätter aufgelöst im Kupferstichkabinett der Akademie in Wien. Die Bleistiftzeichnungen zeigen Landschaften aus der Umgebung von Subiaco, ein östlich von Rom in den Äquerbergen gelegenes Bergnest, von denen Koch 1810 einige als Vorlage für seine Radierfolge „Ansichten aus Rom“ verwendete. Unter diesen befindet sich als Blatt 14 auch der Blick auf das kleine, westlich von Subiaco gelegene Rocca di Mezzo, der mit unserer Zeichnung übereinstimmt.
Unser Blatt zeigt wie die Radierung eine gebirgige, zum Teil bewaldete und zum Vordergrund hin abflachende Landschaft, in der vorn rechts ein von zwei Hunden begleiteter Hirte sitzt, der seine Pfeife raucht. Links kommt einen abschüssigen Pfad eine von einer Hirtin getriebene Ziegenherde herunter, davor reitet ein Mann auf einem Maulesel, dem drei bereits in der Senke verschwindende Gestalten – eine davon eine Frau mit einem Wasserkrug auf dem Kopf – voranschreiten.

Sie fehlen genauso wie der Pfeife rauchende Hirte auf der Zeichnung in Wien (Inv. Nr. 6365), die während der Wanderung entstand. Sie sah zwar schon aus wie eine „Komposition“, doch hat Koch noch ein wenig nachgeholfen, indem er „etwelche Geschichten“ hinzufügte – die ländliche Staffage, die der Landschaft eine erzählerische Note gibt, und den dünnen, nach links abfallenden Streifen Grund im Vordergrund, auf dem der Hirte sitzt und der die Landschaft zusammen mit dem Baum rechts im Sinne einer Komposition schließt.

Auf einer skizzenhaft angelegten Federzeichnung im Landesmuseum in Hannover (Inv. Nr. LA 83) sieht man, wie Koch mittels der Staffage den vor der Natur aufgenommenen Blick in die Landschaft in eine bildhaft angelegte Komposition verwandelt. Sie ist bereits als Vorarbeit für die projektierten Ansichten aus Rom anzusehen, doch als unmittelbare Vorlage für seine Radierung diente erst unser detailliert ausgearbeitetes Blatt. Es trägt oben rechts am Rand außerhalb der gerahmten Darstellung die Nummer „14“, die bereits seine Stellung in der Abfolge der Radierungen bestimmt. Die Zeichnung legt in den Umrissen die einzelnen Landschaftsgründe und die Wolkenformationen am Himmel fest; verschieden starke Ausschraffierungen vor allem in den Bäumen, aber auch in den abfallenden Felsen signalisieren dem Stecher die Stellen, wo er tiefere Schwärzen zu verwenden hat. Es ist eine charakteristische Stichvorzeichnung, deren Motiv Koch noch einmal um 1820 in einem größeren, ebenfalls im Kupferstichkabinett der Wiener Akademie befindlichem Blatt (Inv. Nr. 6339) wiederholt hat.

Wir danken Dr. Peter Prange für die Bestätigung der Zuschreibung anhand einer hochauflösenden digitalen Fotografie und für die wissenschaftliche Unterstützung.

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

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Auktion: Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900
Auktionstyp: Online Auction
Datum: 28.03.2024 - 14:26
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 21.03. - 28.03.2024


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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